Montag, 4. September 2017

Ein ganzes Schaf ....

Ein ganzes Schaf ....

Ein ganzes Schaf liegt im Garten ausgebreitet. Naja, es ist nicht wirklich ein ganzes Schaf, sondern nur die Schur eines ganzen Schafes.

ein ganzes Schaf

ein ganzes Schaf


Ich habe diese Schur (ein kleines Juraschaf) und die Schur von noch zwei anderen ausgewachsenen Schafen (Schwarzkopf) geschenkt bekommen. Jetzt müssen sie zum weiteren Gebrauch aufbereitet werden.

Zuerst muss großzügig vorsortiert werden, d. h. die stark verschmutzten Teile, die zu kurzen Locken und der Nachschnitt werden entfernt,  dass ergibt ein super Mulch- und Düngematerial (ich arbeite es in die Hochbeete und in den Kompost ein).

nach grober Vorsortierung


Dann wird die Wolle portionsweise aufgeteilt, dabei wird weiter aussortiert und auch das große Grünzeugs entfernt.

Wolle portionsweise aufgeteilt


Die aufgeteilten Wollhaufen werden dann gewaschen, d. h. die Wolle wird in heißes Wasser mit Waschmittel eingelegt. Es gibt viele verschiedene Waschmittel, ich habe gute Erfahrung mit Geschirrspülmittel und Waschsoda gemacht, das ist günstig und leicht zu bekommen.
Allerdings muss man die für sich richtige Dosierung finden, es gibt dafür verschiedene Vorschläge im Internet. Ich wasche meine Wolle  in einem Mörteltrog, das sind ca. 30l Wasser, dazu gebe ich ca. 1-2 Esslöffel Geschirrspülmittel und 2 Esslöffel Waschsoda (ich mach das nach Gefühl).
Nimmt man zuviel von dem Waschsoda wird die Wolle rauh und struppig, bei zuviel Geschirrspülmittel spült man nachher ewig.

Bei dieser Fotostrecke habe ich allerdings etwas Neues ausprobiert und zwar das "Unicorn Power source", damit wird die Wolle nach zwei Waschgängen fast fettfrei und sauber, auch für die Hände ist es viel angenehmer, allerdings hat es seinen Preis, für große Mengen ist es schon etwas teuer, für kleine Mengen aber optimal.

Also, die Wolle wird in das heiße Wasser mit gelösten Waschmittel eingelegt, dabei wird sie vorsichtig immer wieder runtergedrückt, damit alle Locken nass werden. Die Wolle darf dabei nicht zu stark bewegt und schon gar nicht gerubbelt werden, sonst verfilzt sie. Am besten man lässt sie baden und drückt sie hin und wieder runter, nach einer viertel - halben Stunde (das Wasser sollte noch nicht zu viel ausgekühlt sein) nimmt man sie raus, dabei nicht zu viel ausdrücken, dann kommt sie in das nächste Wasser-Waschmittelbad, das kann zwei bis dreimal notwendig sein, je nach Verschmutzungsgrad und Fettgehalt der Rohwolle. 

erster Waschgang

Letzter Waschgang

Danach wird gespült bis alle Waschmittelreste aus der Wolle entfernt sind, in das letzte Spülwasser etwas Essig geben, das neutralisiert die restliche Lauge und schließt die Schuppen auf den einzelnen Fasern. Soll die Wolle aber noch gefärbt werden, dann ist es besser auf die Essigspülung zu verzichten, die kann nämlich die Färbung beeinflussen.
Bei den Spülungen und den Waschgängen muss man außerdem beachten, dass die Wolle keine großen Temperaturschwankungen verträgt, sie verfilzt sonst, d. h. das neue Wasser sollte die Temperatur des vorherigen Wasch- bzw. Spülganges haben.

das letzte Spülwasser


Nach dem Spülen lege ich die Wolle immer locker auf einen Wäschetrockner, darunter gebe ich einen Gardinenstoff damit die Wolle auch hält und das Wasser abrinnen kann. Die Wolle wird nach dem sie angetrocknet ist immer wieder umgedreht damit sie gut durchtrocknet.

Wolle zum Trocknen


Ist die Wolle getrocknet, dann muss sie nochmals sortiert und gezupft werden, d. h. ich greife jede einzelne Locke an und zupfe sie ein bisschen auseinander, dabei fallen weiter Schmutzpartikel, zu kurze Wollfasern und zu stark verfilzte Locken heraus und die lockeren Wollbäusche lassen sich besser kardieren.

Wolllocken vor dem Zupfen


Jetzt wird kardiert, gut, dass ich meinen Rudy hab und nicht alles mit den Handkarden machen muss. Trotzdem eine langwierige Angelegenheit, denn so ein Wollbatt hat eine Größe von 47x26 cm und ein Gewicht von 20g, das ist bei meinen aussortierten Wollfasern von ca. 700g nicht viel. Deshalb: mehr als die Schur von drei Schafen schaffe ich in einem Sommer nicht.

der Rudy
Locken bereit zum Kardieren



volle Kardierwalze

Wollbatt



Nach diesen vielen Arbeitsschritten ist die Wolle erst bereit um gefilzt, gefärbt oder gesponnen zu werden.

Hoffe diese Anleitung ist für alle Interessierten verständlich.

 Schönen Spätsommer wünsche ich noch